Blumenthal, ein Stadtteil im Bremer Norden. Die Zeit scheint stehen geblieben zu sein anno 2017, trotz der insgesamt fünf Bahnhöfe im Stadtteil. Sie wirken auf mich wie ländlich geprägte Straßenbahnhaltestellen …
… immer noch eingleisig, die Straße abgesperrt mittels einfacher Schranken, wenn ein Zug die Straße kreuzt. Dies geschieht mittlerweile häufig im fünfzehn Minutentakt.
Sollten erneut Güterzüge Kohlen zum Kraftwerk Farge transportieren, würden noch viel mehr lärmende Züge dicht an den Häusern vorbeirauschen. Lärmschutzmaßnahmen sind nicht erkennbar.
Vor fünf Jahren habe ich wunderbare vier Wochen während des „Palastes der Produktion“, einem Kunst und Kulturprojekt zur Belebung Blumenthals in der ehemahligen Sortierung der Bremer Wollkämmerei erlebt, und Blumenthal mit der Kamera, einem Flaneur vergleichbar, entdeckt. Ich hatte noch nie in meinem Leben so viele leerstehende Läden und bröckelnde Fassaden in einem Ort gesehen. Trotzdem habe ich mich wieder in die Ortstruktur, typisch für viele Flecken in Bremen-Nord, verliebt.
Seitdem träume ich auch von einem bezahlbaren kleinem Haus zwischen Lesum und Vegesack, mit guter Infrastruktur, aber trotzdem ruhig und grün gelegen. Anfangs gab es öfters ein paar Objekte, die ich besichtigt habe. Bei denen sagte mir aber dies und das nicht zu. Blumenthal hatte ich ausgeschlossen, da es mir zu extrem erschien in seiner Trostlosigkeit. Mittlerweile ist der Immobilienmarkt wie leergefegt.
Aber wenn etwas aussichtslos erscheint, ist eine Alternative, neue Wege zu gehen und Grenzen zu überschreiten, wenn z.b. ein geeignet erscheinendes kleines Doppelhaus in
Blumenthal zum akzeptablen Preis zum Verkauf steht. Es steht in der Johann-Hoppe-Straße, eine Minute vom Bahnhof Mühlenstraße, entfernt. Ich habe es mir angeschaut, aber Abstand von einem Kauf genommen. Viele der anderen Häuser in der Straße und die Mühlenstraße selbst, einst eine Hauptstraße mit vielen unterschiedlichen Geschäften, erscheinen mir einfach zu trostlos, armselig und ungepflegt, fast noch extremer Zerfallen als vor fünf Jahren anno 2012.
Viele rührige Menschen und Initiativen versuchen seit Jahren zwar, Blumenthal wieder zu beleben, aber es wird noch sehr, sehr lange dauern, trotz mehrerer teils großartiger,
erfolgreicher Kunst- und Kulturaktionen, zu denen ich gerne einen Tripp nach
Blumenthal mache.
Eine vertonte Diashow „Grundstück zu verkaufen“ gibt es >> hier
Susanne Schweers