Kraftwerk Bremen-Hastedt – Aussichten

Zuerst 63 m mit dem Lastenfahrstuhl in die Höhe fahren, dann 20 m eine durchlöcherte Stahltreppe, frei im Raum stehend, hochklettern, durch eine Stahltür schreiten und man ist oben auf dem Dach des Blocks 15 des Kraftwerks Bremen-Hastedt. Es ist das  Gebäude mit dem roten swb – Logo und dem rotweißgestreiften Schornstein.Kraftwerk Bremen-Hastedt mit Block 14 (rotweisser Schornstein) 1

Atemberaubende Aussichten erwarten der-/diejenigen, die die seltene Gelegenheit bekommen, dem Block 14 ‚aufs Dach steigen‘ zu können, wie ich es dank eines netten Mitarbeiters der swb 2012 durfte:

1. Blick weserabwärts auf das Weserwehr, das neue Weserwasserkraftwerk und den neuen Weserwehrpark (im Bau).Kraftwerk Bremen-Hastedt mit Block 14 (rotweisser Schornstein) 2 2. Blick über Bremen-Hastedt, Richtung Schwachhausen / Vahr. Iim Hintergrund links ist der rote Baumarkt ‚Bauhaus‘ an der Stresemannstrasse sichtbar, im Vordergrund das das Shoppingcenter ‚Hansa Caree.Kraftwerk Bremen-Hastedt mit Block 14 (rotweisser Schornstein) 33. Blick über Bremen-Hastedt, Richtung Sebaldsbrück. Im Hintergrund ist der Konzern ‚Mercedes-Benz‘ sichtbar und der Hochhauskomplex Osterholz-Tenever, im Vordergrund die Gewerbeeinheiten an der Pfalzburger Straße.Kraftwerk Bremen-Hastedt mit Block 14 (rotweisser Schornstein) 44. Blick weseraufwärts über die Hemelinger Hafenbecken und das Industriegebiet.Kraftwerk Bremen-Hastedt mit Block 14 (rotweisser Schornstein) 55. Blick auf das andere Weserufer. Im Vordergrund fließt die Weser, im Hintergrund sieht man das Naturschutzgebiet Werdersee.Kraftwerk Bremen-Hastedt mit Block 14 (rotweisser Schornstein) 66. Blick auf die Dachlandschaft oben auf Block 14 des Kraftwerks Bremen-Hastedt.Kraftwerk Bremen-Hastedt - Dachlandschaft Block 14Susanne Schweers

20 Jahre Weidedamm III – Wohngebiet

Vor 20 Jahren begann ich mit meiner ersten Dokumentation der Entstehung eines neuen Wohngebietes in Bremen – Findorff: Der Umwandlung des ältesten Bremer Kleingartengebietes ‚Flora‘ zu einem dicht bebauten neuen Wohngebiet mit 1300 Wohnungen. Heftige Proteste und Besetzung des Gebietes von schätzungsweise 450 Bremer und auswärtigen BürgerInnen und der ‚autonomen Szene‘ allgemein, begleiteten damals diese Entwicklung. Der heutige Bremer SPD – Abgeordnete Klaus Möhle begann seine politische Karriere mit dem Verein ‚Grüner Weidedamm‘ zu jener Zeit, und die GSG 9 – Einheit der Bundespolizei stand bei der Räumung des Geländes zum Einsatz bereit. Man befürchtete Krawalle wie in der Hamburger Hafenstraße 1993.

Über 10 Jahre begleitete in diesen Prozess mit meiner Kamera und hinterfragte immer wieder meine Beobachtungen und die Umwandlung vom alten Parzellengebiet zum teuren Wohngebiet. Über fünfzig Schwarzweissfilme habe ich abfotografiert, per Hand entwickelt und zahlreiche Abzüge selbst vergrößert. ‚Digitalfotografie‘ gab es für mich, als engagierte Fotografin, noch nicht!

Im April 2005 konnte ich dank des damaligen Ortsamtleiters Bremen-West, Hans-Peter Mester, des Findorffer Beirats, der Martin-Luther-Gemeinde und der Findorffer Geschichtswerkstatt einem ausführlichen Querschnitt meiner Fotos in der Findorffer Kirche an der Hemmstraße präsentieren.

Parallel zu meiner Fotoausstellung zeigte Jutta Schäfer-Böhle eine ausführliche geschichtliche Abhandlung des Gebietes, und es gab ein Begleitprogramm mit Film und Diskussion.
Weidedamm III 1

Weidedamm III 2

Weidedamm III 3Weidedamm III 4

Weidedamm III 5

Gedanken

Weidedamm III 7 Weidedamm III 8Weidedamm III 9 Weidedamm III 10

Weidedamm III 11 Weidedamm III 12

Weidedamm III 13 Weidedamm III 14 Weidedamm III 15

Ich habe durch meine Analysen während dieser zehnjährigen fotografischen Langzeit- Dokumentation sehr viel über Systeme und deren Entwicklungen gelernt und meinen soziologischen Blick auf Architektur, Stadtplanungsprozesse, gesellschaftliche (Fehl-)Entwicklungen u.ä. geschärft.

„Fotografie um zu Lernen“ ist seit jener Zeit eine wesentliche Motivation für meine fotografische Arbeit! Weitere Langzeitbeobachtungen mit der Kamera folgten in den Jahren danach oder sind noch in Arbeit.

Susanne Schweers

Luxus statt Sicherheit – Bunkerabriss

Als ‚Gentrifizierung‘ auch ‚Gentrifikation‘, bezeichnet man den sozioökonomischen Strukturwandel bestimmter großstädtischer Viertel im Sinne einer Abwanderung ärmerer und eines Zuzugs wohlhabenderer Bevölkerungsgruppen. Parallel kommt es zu einem Anstieg des Wohnpreisniveaus (www.wikipedia.de). Dies Phänomen macht auch vor angesagten innerstädtischen Stadtteilen in Bremen, wie Schwachhausen, Findorff, Ostertor- und Steintorviertel, Peterswerder, Stephaniviertel und der Neustadt nicht halt

Ein ganz aktueller Fall beschäftigt seit 2013 die Bewohner der beschaulichen Braunschweiger Straße im angesagten Bremer Ortsteil Peterswerder. Dort ließen die Bremer Architekten Rainer Mielke & Claus Freudenberg einen efeuumrankten Hochbunker abreißen. Die dicken Bodenplatten wurden durch Sprengungen zertrümmert.
Bunkerabriss Braunschweiger Straße 1 Bunkerabriss Braunschweiger Straße 2 Bunkerabriss Braunschweiger Straße 3

Heftige Proteste der Anwohner der Braunschweiger und weiterer benachbarter Straßen begleiteten den Bunkerabriss. Diese füchteten um die Sicherheit ihrer liebevoll gepflegten Altbremer Häuser und den Anblick eines monströsen Neubaus in ihrer heimeligen Straße.
Bunkerabriss Braunschweiger Straße 4Mittlerweile steht das Gebäude mit zehn hochpreisigen Wohnungen bzw. Penthäusern, und die neuen Eigentümer sind bereits eingezogen oder am einziehen.
Bunkerabriss Braunschweiger Straße 5 Bunkerabriss Braunschweiger Straße 6

 Die Architekten haben in ihrer Gestaltung mit verschiedenen Materialien und Steinen die schmalen, aneinander gereihten Bremer Häuserfronten, aufgegriffen. In der Höhe orientierten sie sich an dem, wenige Jahre alten, benachbarten modernen gradliniegen Einfamilienhaus. Dieses hat bereits vor einigen Jahren einen ersten Preis in einem Bremer Architektenwettbewerb gewonnen.
Schäden an den umliegenden Altbremer Häusern durch die Abbrucharbeiten und Sprengungen am Bunker haben viele Eigentümer zu beklagen. Über die Höhe der individuellen Entschädigungszahlungen wird zur Zeit gestritten, da diese viel zu niedrig angesetzt werden, wie man mir berichtete.

Susanne Schweers

Bockkran-Variationen

Der Bockkran des Kraftwerks Bremen-Hastedt begrüßt seit Jahren die vorbeifahrenden Schiffe auf der Weser oder entlädt die Kohle für die Stromerzeugung in dem Kraftwerk.Bockkran 1

Bockkran 2 Bockkran 3

Bockran 4

Wer keine Verwendung in diesem Sinne für den stählernden Koloss hat, kann sich an seiner herben, grafischen Schönheit erfreuen !

Susanne Schweers

KUNSTWERK ‚Haus des Reichs‘

Welche Stadt hat schon ein GesamtKUNSTwerk als Finanzamt ?

Ein Art Dèco – Treppenhaus mit viel Bronze-/ Messingelementen, bunten Tiffany- Glasfenstern im Treppenhaus,HausDesReichs 1HausDesReichs4HausDesReichs5einer Belle Etage, ausgestattet mit edlen ‚modernen‘ Materialien wie  Kunststoff Galalith – Auflagen auf bronzenen Türgriffen, Hölzern wie Makassar-Ebenholz und Nussbaum, viel Marmor oder teuren Stoffbahnen an den Wänden, weissen Teppichläufern in den Fluren,Haus des Reichs 4 Haus des Reichs 5 Haus des Reichs 6

einer hübschen Art Dèco – Standuhr im Innenhof,einer großflächigen Rasenfläche in der siebten Etage undHaus des Reichs 7 Haus des Reichs 8

einem Haustechnikraum mit Marmorwänden im Keller.Haus des Reichs 0

Das ist das Finanzamt Bremen, das GesamtKUNSTtwerk ‚Haus des Reichs‘!
So prächtig war allerdings nur die Chefetage ausgestattet. Die gemeinen Büroräume entsprachen dem üblichen schlichten Standard der Zeit.

In dem großen Gebäude war jedoch nicht nur die Firmenzentrale der Nordwolle Delmenhorst ansässig, sondern auch eine Bank, ein Friseursalon und andere Geschäfte. Deren Besuchern war jedoch der Zugang nur über Nebeneingänge gestattet!

Das ‚Haus des Reichs‘ hat seinen Namen nicht von den Machthabern im Dritten Reich bekommen, sondern von der Stadt Bremen. Diese gelangte in den Besitz des prächtigen Gebäudes nach dem Bankrott der Nordwolle. Nach Jahren des wirtschaftlichen Erfolgs des Konzerns mit der Familie Lahusen und dem Wunsch, endlich einen Firmensitz in der Stadt Bremen zu haben, folgte abrupt der schnelle Niedergang Anfang der 1930er Jahre. Man hatte sich mit dem Bau der repräsentativen Firmenzentrale finanziell übernommen. Kredite konnten nicht mehr bezahlt werden.

Das Gebäude gelangte in den Besitz der Stadt Bremen, die darin verschiedene Reichs-/ Finanzbehörden der Stadt konzentrierte.

Eine Wirtschafts – GESCHICHTE, wie sie nicht erst in heutiger Zeit geschrieben wird !

Susanne Schweers